Montag, 30. Mai 2016

Erneuerter Gedenkort für einen Massenmörder?


Völkerverständigung ist eine gute Sache, aber man sollte dabei niemals vergessen, mit wem man verhandelt und mit welchen Regimen man es zu tun hat. In einem aktuellen Fall in Sachsen könnte dies leider im Falle des neuen Botschafter Vietnams Doan Xuan Hung und der deutsch-vietnamesischen Zusammenarbeit passiert sein. Denn offenbar wird ernsthaft erwogen einen DDR-Erinnerungsort mit staatsvietnamesischer Hilfe geschichtspolitisch einseitig neu aufzubauen. Neben der Erinnerung an die Ausbildung von vietnamesischen Kindern in der DDR würde hier, wenn es denn so umgesetzt werden würde, offenbar ein völlig unkritisches Bild eines Massenmörders demokratisch geadelt.
Und so geht die Geschichte, die man in der Sächsischen Zeitung nachlesen kann.

„Fast ehrfürchtig“, so schreibt Sven Görner in der SZ am 19. Mai, hielt der vietnamesische Botschafter eine Bronzetafel mit Patina in den Händen, die an ein Ereignis von vor fast 70 Jahren erinnert. Im Sommer 1957 weilte der spätere Präsident Nordvietnams Ho Chi Minh in Moritzburg bei Dresden zu Gast. Er besuchte vietnamesische Kinder, die im damaligen Käthe-Kollwitz- Heim, heute wieder das Diakonenhaus, lebten, um in der DDR ausgebildet zu werden. Viele dieser Kinder waren später hochrangige kommunistische Funktionäre in ihrer Heimat. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Ort immer mal wieder von Vietnamesen besucht, die sich selbst noch heute „Moritzburger“ nennen. Zu DDR-Zeiten erinnerte eine Tafel an den Besuch von „Onkel Ho“, wie der Diktator, so beteuert die SZ, auch heute noch „liebevoll“ genannt werde. Nach der Vereinigung geriet der „Gedenkort“ in Vergessenheit. Als Besonderheit in Moritzburg wurden in jüngerer Vergangenheit Schritte unternommen, den Ort attraktiver zu gestalten.
Im Zuge deutsch-vietnamesischer Kontakte erfuhren diese Bemühungen jüngst offenbar massive Unterstützung. Der neue vietnamesische Botschafter und staatsvietnamesische Unternehmer boten ihre Hilfe an. Unterstützung erfährt diese Idee offenbar von der lokalen Politik und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lämmel. Was dabei ganz offenbar völlig unterschätzt wird ist, dass Moritzburg, das von vielen Touristen besucht wird, im Endeffekt ein zum „Onkel Ho“ weich gezeichnetes Bild eines Massenmörders präsentiert bekommen wird, wie es zu DDR-Zeiten üblich war und in der modernen staatsvietnamesischen Propaganda weiterhin gewaltsam durchgesetzter Standard ist.
Doch wer war Ho Chi Minh?
Hồ Chí Minh
Ho Chi Minh, Mitautor einer 1928 in Moskau erschienenen Anleitung für kommunistische Aufstände, als deren Erscheinungsort Zürich angegeben wurde, ist maßgeblich verantwortlich für die grausamen Verbrechen, die von seiner Befreiungsarmee an der südvietnamesischen Bevölkerung verübt wurden und für die Unterdrückung Andersdenkender in seinem Land. Die vietnamesischen Lager standen in ihrer Brutalität ihrem Urbild im Gulag nichts nach. Bis heute werden Andersdenkende in Vietnam weggesperrt. Fraktionskollegen von Lämmel haben Patenschaften für in Vietnam eingesperrte Blogger, für deren Entlassung sie sich einsetzen, übernommen.
Uwe Siemon-Netto, der als Kriegsberichterstatter die Einnahme der Kaiserstadt Hué während der Tet- Offensive 1968 als Zeuge miterlebte, zeichnet ein ungeschöntes Bild der Kriegsführung von ‚Onkel Ho’s Truppen:
Als sein Militärkonvoi die Stadt erreichte, die vom Vietcong erobert worden war, mussten die Fahrzeuge häufig halten, weil hunderte Leichen auf den Straßen lagen.
An den Verletzungen war deutlich zu erkennen, dass es sich um Opfer von Massenerschießungen aus nächster Nähe handelte, überwiegend Frauen und Kinder, festlich gekleidet für das vietnamesische Neujahrsfest.
Wie sich bald darauf herausstellte, waren die Erschossenen noch glücklich dran gewesen. Viele Menschen waren lebendig begraben worden. Siemon-Netto sah am Rande eines Massengrabes frisch manikürte Finger aus dem Boden ragen.
Trotz aller Grausamkeit der Vietcong wurde der Krieg militärisch nicht von ihnen gewonnen. Wie kam es, dass die militärischen Verlierer am Ende die Sieger waren und Vietnam unter ihrer kommunistischen Knute vereinigt wurde?
Es war ein Sieg ihrer Propaganda, den sie mit ihren willigen Helfern im Westen erringen konnten. Es war der erste Krieg, der nicht militärisch, sondern an der Medienfront entschieden wurde.
Westliche Intellektuelle, wie John Kenneth Galbraith, Jean Paul Sartre oder der westdeutsche Vietcong-Propagandist Erich Wulff, der 1968 nur deshalb nicht der DKP beitrat, um seine Professur in Hannover nicht zu verlieren, beeinflussten maßgeblich die öffentliche Meinung, indem sie die kommunistischen Verbrechen blind ignorierten und die amerikanischen Gräuel, die es natürlich auch gegeben hat, in den Focus rückten, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um ein amerikanisches Prinzip, sondern um dessen Verletzung handelte.
Die Propaganda wird bis heute fortgesetzt. In der deutschen Wikipedia findet man kein Wort über die Verbrechen des Vietcong, dafür einen Hinweis darauf, dass die Studenten 1968 mit Sprechchören wie Ho, Ho, Ho Chi Minh auf die Straße gingen und Bilder von Massenmördern wie Pol Pot und Mao in die Höhe hielten.
Was ist in Moritzburg geplant?
Nun würde in letzter Konsequenz in Moritzburg ein neuer Propagandaort entstehen. Die Wiederanbringung der DDR-Plakete ist geplant, Erinnerungsbilder an das Kinderausbildungsheim hat der Bürgermeister aus dem Archiv hervorgeholt und dem Diakoniehaus übergeben. Diese sollen gezeigt werden. Von einer kritischen Einordnung liest und hört man nichts. Aber zur Krönung haben die geldkräftigen Unterstützer aus Vietnam eine tolle Idee: ein „kleines Holzhaus im vietnamesischen Stil“ soll aufgestellt werden um z.B. die Fotos zu präsentieren. Schließlich hat der liebe Onkel in einer Hütte neben dem Regierungspalast campiert, so will es jedenfalls die Ho Chi Minh-Huldingungslegende. Wenn dies alles so mit staatsvietnamesischer Hilfe umgesetzt werden würde, kann man eigentlich nur von Diktatorenhuldigung reden.
Und möglichst schnell so auch gehen, dann könnte man den 70. Jahrestag des Besuchs von Ho Chi Ming in Moritzburg als Eröffnungstermin nutzen. Dies wäre so letztlich die perfekte staatsvietnamesische Propagandashow. Bislang bleibt ein öffentlicher Aufschrei aus. Lediglich die kleine Gruppe der ehemaligen vietnamesischen Boat-People wehrt sich gegen diesen Skandal.
Es wird eine Nagelprobe für unsere Demokratie sein, ob es gelingen wird, dieses Vorhaben in dieser Form zu verhindern. Denn dies geht weit über das richtige Anliegen der deutsch-vietnamesischen Völkerverständigung und Kooperation hinaus.
Vera Lengsfeld
Hier können sie die Petition der Boatpeople unterstützen:
Hier können Sie sich über den wahren Verlauf des Vietnamkrieges informieren:

Thư phản đối dự án xây dựng khu tưởng niệm Hồ Chí Minh tại Moritzburg



Berlin, den 28.05.2016
  Sehr geehrter Herr  Andreas Lämmel,
wir sind auf den Artikel „Auf den Spuren von Onkel Ho“  in der Sächsischen Zeitung vom 19.5.2016 aufmerksam geworden, in dem berichtet wird, dass  der vietnamesische Botschafter Doan Xuan Hung am  18.05.2016 auf dem Gelände des Diakonenhauses in Moritzburg  die Wiederherstellung und Erweiterung des Ho Chi Minh Gedenkortes  wünscht. In diesem Bericht wurde Ihr Name ebenfalls erwähnt und lässt der Eindruck entstehen, Sie würden dieses Vorhaben befürworten.
Erlauben Sie uns, zunächst unsere Sicht darzustellen.
Für die Vietnamesen, die vor der kommunistischen Unrechtsherrschaft und Missachtung der Menschenwürde geflüchtet sind und Zuflucht in Deutschland gefunden haben, ist dieses Vorhaben ein großer Affront und ein Stich in die alte Wunde.
Ho Chi Minh  hatte  den Kommunismus  nach dem Vorbild des Stalinismus und Maoismus in Vietnam  mit aller Macht eingeführt und ohne Rücksicht auf Verlust, sei es Menschenleben oder Frieden des Landes.
Nach außen gab er sich als Volksretter und Revolutionär, doch er verfolgte das Ziel, Vietnam komplett unter die kommunistische Herrschaft zu stellen.
Unterdrückung und Terror prägten sein Vorgehen. Seine Maßnahmen dienten nicht dem Frieden des Landes, sondern hatten unsägliches Leid über die vietnamesische Bevölkerung beider Seiten gebracht. Nachstehend einige Beispiele:
-          in Nordvietnam ließ  er vom 1953 bis 1956 hunderttausende Groß-/ grundbesitzer samt Familienangehörigen im Rahmen der Landreform grauenvoll foltern und töten.
-          im Rahmen der „Hundert Blumen Kampagne“ vom 1954 bis1960 (nach dem Vorbild der „Kulturrevolution“ in China) wurden Schriftsteller, Komponisten, Musiker, Künstler u.v.m. massenhaft verhaftet und erhielten Berufsverbot. Zeitweise saßen bis 200.000 politische Gegner im Straflager ein.
-          Bei der Tet-Offensive des Vietcongs in Hue (1968) wurden neben tausenden getöteten vietnamesischen Zivilisten auch vier Deutschen exekutiert (drei  Ärzte  Raimund Discher, Horst-Günther Krainick und seine Ehefrau Elisabeth  sowie  Alois Alteköster).
Im Vietnamkrieg  starben 3 Millionen Soldaten der Nordvietnamesische Armee (NVA) und 1,3 Millionen südvietnamesische Soldaten sowie 2-4 Millionen vietnamesische Zivilisten. 58.220 US Soldaten und 5.264 verbündete Soldaten waren ebenfalls im Krieg gefallen.
Nach dem Kriegsende (30.04.1975) herrschten weiterhin Unterdrückung und Terror in Südvietnam. Männer, die unter der südvietnamesischen Regierung gedient haben,  wurden in Zwangsarbeits-  bzw.  Umerziehungslager  deportiert und eingesperrt. Deren Frauen und Kinder wurden  aus ihren Wohnorten in  sogenannte „ neue ökonomische Zonen“ verbannt, wo sie praktisch vor dem Nichts standen.  Ca. 60.000 unerwünschte Südvietnamesen kamen ums Leben. Die daraus folgende Fluchtwelle aus Vietnam erreichte den Höhepunkt in den Jahren 1975-1982. Etwa 500.000 sogenannte „Boatpeople“ kamen auf ihrer Flucht  im Meer um. Rund 1.218.000 Vietnamesen gelang die Flucht, und sie ließen  sich in über 16 verschiedenen Ländern nieder.
Sehr geehrter Herr Lämmel,
in VN herrscht bis heute noch das totalitäre kommunistische Regime, in dem die Menschenrechte und die UN-Antifolterkonvention konsequent ignoriert werden.
Die vietnamesische kommunistische Regierung  versucht dennoch immer wieder ihren damaligen Führer Ho Chi Minh  im Ausland zu glorifizieren. 1990 scheiterte sie mit dem Versuch,  Ho Chi Minh als Persönlichkeit der Weltkultur zu ehren, bei UNESCO (Paris)aufgrund des massiven Protestes der Freiheit liebenden Vietnamesen.
In Hanoi ist das Mausoleum von Ho Chi Minh aus unserer Sicht  ein  Schandfleck in Vietnam.  Auf Deutschem Boden, wo die Würde des Menschen im Grundgesetz verankert ist, gibt es keinen Platz für die Ehrung eines Massenmörders bzw. eines totalitären, kommunistischen Diktators.
Die Herrichtung und der Ausbau des Ho Chi Minh-Gedenkortes in Moritzburg sind nicht nur eine Ohrfeige für die  Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in Deutschland, sondern auch eine Missachtung und tiefe Beleidigung gegenüber den vietnamesischen Opfern.
Mit diesem Schreiben  möchten wir Sie auf die Brisanz der geplanten Herrichtung des Gedenkortes in Moritzburg im Zusammenhang mit Ho Chi Minh hinweisen.
Als Freiheit liebende Bürgerinnen und Bürger in Deutschland wissen wir aufgrund unserer geschichtlichen Herkunft die Werte der Menschenrechte, Freiheit und Gerechtigkeit sehr zu schätzen. Wir sehen es als unsere Pflicht an, diese Werte zu verteidigen und sie den nachfolgenden Generationen vorzuleben, sowohl in Deutschland als auch in Vietnam.
Wir bitten Sie hierbei um Unterstützung und bedanken uns recht herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.
Mit freundlichen Grüßen
 
Frau Dr. med. Hoang, Thi My Lam
Vorsitzende des Bundesverbandes der vietnamesischen Flüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

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